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fr den Mann, der sie vor so langer Zeit geliebt hatte und ihr einen Heiratsantrag
machte, als sie an der Seine entlanggingen. Sie sa allein in ihrem Zimmer und weinte
stundenlang. Dann ging sie still in sein Schlafzimmer und schaute sich dort ein
letztesmal um.
Um neun Uhr kam ihre Mutter herauf, ihr zu sagen, dass es Zeit sei, das Haus zu
verlassen, um ihr Flugzeug zu erreichen.
Sie hatte eine lange Reise vor sich und ein sehr langes Jahr. Als der Mann, der die
schweren Reinigungsarbeiten besorgte, ihre beiden Koffer aufnahm und sie nach
unten brachte, ging sie langsam die Haupttreppe hinunter. Sie wusste, dass sie hier
niemals wieder leben wrde. Ihre Tage in San Francisco waren vorber. Ihr Leben
mit John Henry war jetzt vergangen. Ihre Augenblicke mit Alex endeten in einer
Katastrophe. Ihr Leben war gewissermaen zu Ende.
Fertig? Ihre Mutter blickte sie freundlich an. Raphaella sah mit jenen leeren
Augen, die Alex am Morgen gesehen hatte, zurck, nickte und schritt zur Tr
hinaus.
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Im Frhling erhielt sie via San Francisco ein Belegexemplar ihres Kinderbuchs, das
etwas spter im Juli erscheinen sollte. Sie betrachtete es ruhig, mit einem Gefhl des
Abstands. Tausend Jahre schienen vergangen, seit sie das Projekt gestartet hatte, und es
erschien jetzt so unwichtig. Sie empfand berhaupt nichts dafr. So wenig, wie sie
jetzt fr die Kinder, fr ihre Eltern, fr ihre Vettern und Cousinen oder gar fr sich
selbst empfand. Sie empfand fr nichts und niemand etwas. Fnf Monate hatte sie sich
wie ein Automat bewegt, stand morgens auf, zog ihre schwarzen Trauerkleider an, ging
frhstcken, kehrte in ihr Schlafzimmer zurck, antwortete auf Berge von Briefen, die
ihr immer noch aus San Francisco nachgesandt wurden. Es waren alles
Kondolenzschreiben, die sie auf festem, schwarzumrandeten Schreibpapier, das dem
Anlass angemessen war, beantwortete. Um die Mittagszeit tauchte sie wieder aus ihrem
Schlafzimmer auf. Hin und wieder machte sie einen einsamen Spaziergang vor dem
Abendessen, war aber stets darauf bedacht, sich zu entschuldigen, wenn jemand sie
begleiten wollte.
Es war klar, dass Raphaella niemanden zu sehen wnschte und dass sie ihr
Trauerjahr mit ganzem Herzen wahrnahm. Sie hatte sogar sofort nach ihrer
Ankunft kundgetan, dass sie kein Verlangen habe, in Madrid zu bleiben. Sie
wollte sich nach Santa Eugenia zurckziehen, um allein zu sein. Ihre Eltern
hatten zugestimmt. In Spanien waren ihre Mutter und der Rest der Familie an
die Gepflogenheiten der Trauerzeit ge whnt. Sie dauerte ein Jahr, und die
Witwen und Kinder der Toten trugen immer tiefes Schwarz. Und selbst in Paris
war es keine vllig ungewhnliche Sache. Aber der Eifer, mit dem Raphaella sich
in die Trauer strzte, kam jedermann seltsam vor. Es war, als ob sie sich selber
strafen und fr unzhlige unausgesprochene Snden ben wollte. Nach den
ersten drei Monaten schlug ihre Mutter ihr vor, nach Paris zu reisen, doch der
Vorschlag stie auf sofortige Ablehnung. Sie wollte auf Santa Eugenia bleiben
und hatte kein Verlangen, anderswohin zu gehen. Sie mied jedermanns
Begleitung, sogar die ihrer Mutter.
Unter den Briefen, die nach ihrer Ankunft eintrafen, war ein langer und tief
empfundener von Charlotte Brandon. Sie schrieb ihr offen, aber freundlich, dass
Alex ihr die Umstnde des Ablebens von John Henry mitgeteilt habe und dass sie
hoffe, Raphaella wrde weise genug sein, sich nicht selbst zu beschuldigen. In
einem langen philosophischen Abschnitt schrieb sie, sie habe gewusst, wie er als
junger Mann gewesen sei, und habe daraus den Schluss gezogen, dass sein
jahrelanges Siechtum zu einer geistigen Kurzschlusshandlung gefhrt haben
msse; dass ihm das Leben im Scheine dessen, was er einmal gewesen und was aus
ihm geworden war, sowie im Hinblick auf seine Zuneigung fr Raphaella wie , ein
Gefngnis vorgekommen sein msse, dem er zu entfliehen trachtete. Was er getan
hatte, war fr diejenigen, die ihn berlebten, sicher schwer zu verstehen, mochte
aber gleichwohl der letzte Segen fr ihn gewesen sein. > Wenngleich ein
selbstschtiger Aktso doch einer, von dem ich [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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