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kaltes Wasser ins Gesicht und ließ es über ihre Handgelenkte
laufen. Auch ihr Spiegelbild tröstete sie nicht. Mit dem gehetzten
Augenausdruck sah sie aus wie ein Gespenst.
Das ist der Schock, sagte sie sich. Schock gemischt mit Er-
leichterung, dass die Qual endlich ein Ende hatte. Das war alles.
Wenn sie erst einmal in der Casa Lupo bei Jeremy war, würde alles
wieder gut sein. Zusammen würden sie mit den unvermeidlichen
Problemen fertigwerden.
Aber warum war es plötzlich so schwer, sich sein Gesicht vorzus-
tellen, geschweige denn, sich an seine Stimme zu erinnern oder an
das Gefühl, wenn er sie in die Arme nahm?
Ein kurzes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Grübeleien. Do-
menica wurde offensichtlich ungeduldig.
Uno momento , rief sie. Mit zitternden Fingern strich sie sich
das Haar aus dem Gesicht und bemühte sich, die Spange wieder zu
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befestigen. Wollen Sie mich durchsuchen? , begann sie, als sie die
Tür öffnete. Sie brach ab, als sie nicht Domenica, sondern die
Contessa entdeckte. Oh & ich & bitte entschuldigen Sie.
Dazu besteht kein Grund. Die Augen der Contessa waren rot,
aber sie wirkte wieder sehr beherrscht. Mein Sohn lässt Ihnen aus-
richten, dass er so bald wie möglich fahren möchte.
Ja. Maddie schluckte. Ja, selbstverständlich.
Und ich habe Domenica weggeschickt, damit ich mich unter vier
Augen mit Ihnen unterhalten kann , ergänzte die ältere Frau. Ich
muss mich bei Ihnen entschuldigen, signorina. Ich habe vorausge-
setzt, dass Sie den wahren Charakter ihres zukünftigen Schwieger-
vaters kennen, aber wegen seines Reichtums und seiner Macht
bereit sind, darüber hinwegzusehen. Darum waren Sie für mich
eine von ihnen. Sie zögerte, dann fuhr sie fort: Aber nachdem ich
Sie kennengelernt habe, glaube ich das nicht mehr. Ich akzeptiere,
dass Sie das Recht hatten, die Wahrheit zu erfahren und zwar von
mir.
Meine Beziehung zu Mr Sylvester war nie einfach , gab Maddie
zu. Und jetzt wird sie schwieriger sein als je zuvor. Aber ich & ich
akzeptiere das auch. Auf der anderen Seite habe ich mir immer
gesagt, dass ich Jeremy heirate, nicht seinen Vater, und ich weiß,
dass Jeremy genauso unschuldig ist wie ich selbst. Sie bemühte
sich um ein breites Lächeln. Ich bin sicher, wir werden einen Weg
finden, damit umzugehen. Das weiß ich.
Ihre Treue ist löblich , sagte die Contessa trocken. Sie müssten
Domenica eigentlich verstehen können.
Ist sie allen Fremden gegenüber so grimmig oder nur bei mir?
Ihrer Großmutter hat man nachgesagt, sie hätte das zweite
Gesicht die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen , erwiderte Floria
Valieri. Sie hat offenbar vorausgesagt, dass eine hellhaarige Frau
über das Meer kommen und das Ende für die Casa Lupo bringen
würde. Vom ersten Augenblick an war Domenica überzeugt, dass
Sie damit gemeint sind.
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Maddie schüttelte den Kopf. Da irrt sie sich gründlich. Ich bin
sicher, ich bin nicht die letzte Blondine, die Andreas Weg kreuzt.
Sie rang sich ein weiteres Lächeln ab. Am Anfang habe ich eine
Menge Drohungen ausgestoßen und auch ernst gemeint, aber das
zählt jetzt alles nicht mehr. Sie holte tief Luft. Ich verspreche
Ihnen, dass ich ihm nach meiner Rückkehr keine Schwierigkeiten
bereiten werde. Darum müssen Sie sich keine Sorgen machen.
Vielen Dank für die beruhigenden Worte. Die Contessa
musterte sie nachdenklich. Aber ich fürchte, es ist schon zu spät,
und der Schaden ist nicht mehr zu verhindern. Sie seufzte. Aber
das ist nicht mehr zu ändern. Und jetzt sollten wir Andrea nicht
länger warten lassen.
13. KAPITEL
Andrea lief in der Halle mit großen Schritten auf und ab. Seine
Miene war angespannt. Als er seine Mutter sah, kam er auf sie zu
und küsste sie auf die Wange. Ich werde alles so handhaben, wie
wir es besprochen haben, Mammina. Er sah sie prüfend an. Du
hast deine Meinung nicht geändert?
Die Gerechtigkeit wird siegen , erwiderte die Contessa. Das ist
alles, was zählt. Wir haben unsere Entscheidung getroffen.
Andrea beugte zustimmend den Kopf.
Er weiß nicht, auf was für einen Gegner er sich eingelassen hat,
dachte Maddie. Sie erschauerte. Jetzt kannte sie die Wahrheit und
wusste, wer der wahre Schuldige war. Am Tor drehte sie sich noch
einmal um und sah hinter einem der Fenster Domenica. Sie hatte
die Faust geballt und hielt sie von sich gestreckt.
Maddie wiederholte die Geste. Was bedeutet das? , fragte sie
Andrea.
Er runzelte die Stirn. Schutz gegen den Bösen Blick , sagte er
schroff. Ich nehme an, das war Domenica?
Ja, aber ich denke, sie ist ein bisschen übervorsichtig. Maddie
bemühte sich um einen leichten Tonfall. Schließlich wird sie mich
nie wiedersehen.
Es tut mir leid, dass sie dich überhaupt jemals gesehen hat , gab
er zurück. Bei meiner Mutter hat sie Englisch gelernt, und ich
dachte, das würde es leichter für dich machen. Aber das war ein
Fehler.
Deine Mutter spricht ausgezeichnet englisch.
Das war Teil ihres Trainings als Sängerin. Sie spricht außerdem
fließend Französisch und ein bisschen Deutsch.
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Maddie zögerte, dann fragte sie: Glaubst du, dass sie wieder sin-
gen wird, wenn in dem Brief steht, was ihr verlangt?
Er zuckte mit den Schultern. Wer weiß? , sagte er knapp.
Warum mache ich mehr Gedanken darum, ein Gesprächsthema
mit Andrea zu finden, als mich auf das heiß ersehnte Wiedersehen
mit Jeremy zu freuen? ging es Maddie durch den Kopf.
Aber sobald er sie in die Arme nehmen würde, wäre endlich alles
wieder gut. Außerdem konnte sie sich jetzt gegen seinen Vater be-
haupten, das würde ihre Zukunft mit Jeremy um einiges leichter
machen.
Das weiß ich!
Wie ein Gebet sagte sie auf der Rückfahrt zur Casa Lupo immer
wieder diese drei Worte vor sich hin.
Vor dem Haus stand ein unbekannter Wagen. Der Chauffeur
lehnte auf der Kühlerhaube und rauchte eine Zigarette. Eustacio
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